Aus gegebenen Anlass – der Ethikrat empfiehlt die Abschaffung der Babyklappe (http://www.tagesschau.de/inland/babyklappe100.html) – habe ich einen Artikel, den ich bereits im Oktober 2006 für die Mitgliederzeitung der GRÜNEN JUGEND NRW :>krass geschrieben habe, noch einmal herausgesucht. M.E. ist die Babyklappe auch weiterhin ein sinnvolles Hilfsangebot für Frauen in einem Geflecht von verschiedenen Angeboten! Aber nun zum Artikel:

Die erste Babyklappe der Welt

Das „Ospedale degli Innocenti“ (Findelhaus) in Florenz ist bekannt als eines der ersten Bauwerke der italienischen Renaissance. Es wurde im Jahre 1419 von dem italienischen Architekten und Bildhauer Filippo Brunelleschi begonnen und 1445 fertiggestellt. Es stellt aber nicht nur in der Kunstgeschichte den Beginn einer neuen Epoche dar, sondern auch in der Sozialgeschichte, es war nämlich eines der ersten Waisenhäuser der Welt. Als die Stadt im 14.Jahrhundert wirtschaftlich aufblühte, stiftete die reiche Zunft der Seidenweber ein Heim („spedale“) für ausgesetzte, unschuldige Kinder („innoncenti“). Diese Einrichtung sollte Müttern ermöglichen ihr neugeborenes Kind unerkannt abzugeben, um uneheliche Kinder nicht aus Not und Verzweiflung auszusetzen oder zu töten. An der linken Seite des Hauses befindet sich ein so genannter Drehladen („torna ruota“), bei dem es sich um einen hölzernen Drehteller mit Mulde handelt, in die der Säugling hinein gelegt werden konnte. Danach wurde von der Person eine Glocke geläutet, woraufhin eine Pflegeperson die Tür von innen drehte und das Kind hinaus nahm. Bereits im Jahre 1445 wurde das erste Kind aufgenommen – bis 1875 ermöglichte diese Babyklappe die anonyme Abgabe von Kindern. Noch heute ist das „Ospedale degli Innocenti“ ein städtisches Waisenhaus.


Situation in Deutschland

Die erste Babyklappe in Deutschland wurde in Hamburg-Altona errichtet. Seit dem 8.März 2000 können hilflose Frauen, die ihr Kind nicht behalten wollen oder können, ihren Säugling dort anonym abgeben. Die Babyklappe ist eine Sperrholzklappe durch die das Kind unerkannt in ein Wärmebett gelegt werden kann. Das Bett ist ständig auf 37°C Körpertemperatur aufgeheizt und mit Sensoren ausgestattet, die einen Alarm auslösen, wenn ein Kind abgeben worden ist.

In Deutschland werden jährlich ca. 30-50 Neugeborene kurz nach der Geburt getötet, wobei man dazu keine genauen Angaben hat und mit einer hohen Dunkelziffer rechnet. Um diese Kindstötungen zu vermeiden, wurden in vielen Städten bereits Babyklappen eingerichtet. Mittlerweile gibt es in Deutschland fast 80 Babyklappen, davon befinden sich 16 in NRW.

Diskussion um Babyklappen

Die Babyklappen sind immer noch sehr umstritten. So argumentieren die Gegner der Babyklappen, dass die Zahl der Kindstötung seit der Existenz der Babyklappen nicht zurück gegangen sei. Die Versuchung, ungewollte Kinder aus zu setzen, steige durch das Angebot der Babyklappen; so würden ungewollte Kinder eher schnell und anonym fortgegeben. Rechtlich gesehen verletze es außerdem das Persönlichkeitsrecht des Kindes über die Kenntnis seiner Herkunft und das Recht auf Kontakt zu den Eltern, wie es die UN-Konvention über die Rechte des Kindes vorsieht.

Dagegen halten kann man, dass Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Schwangerschaft verstecken, die Möglichkeit haben ihr Kind unversehrt abzugeben. Für jedes gesunde Kind, das in eine Babyklappe gelegt wurde, hat sich die Errichtung dieser Babyklappe bereits gelohnt. Viele Frauen, besonders nach einer Vergewaltigung oder wenn sie keinerlei finanzielle und soziale Unterstützung bekommen, befinden sich in einer schwierigen Situation und fühlen sich unter Druck gesetzt. Um der Tötung von Säuglingen vorzubeugen, stellen die Babyklappen eine Chance für den Säugling aber auch für die Mutter dar. Das Kind wird medizinisch untersucht und von Fachpersonal versorgt. Die Mutter macht sich bei der Weggabe ihres Kindes nicht strafbar, da sie das Kind nicht gefährdet. Innerhalb der ersten acht Wochen kann sich die Mutter des Kindes melden und gegebenenfalls das Kind zurück bekommen, was der Mutter Zeit gibt, sich möglicherweise doch für das Kind zu entscheiden.

Die Babyklappe sollte für jede Mutter nur die letzte Möglichkeit sein. Viel wichtiger ist es flächendeckende Beratungsmöglichkeiten für Schwangere zu schaffen, besonders für alleinstehende, jugendliche und vergewaltigte Frauen.

Infos zu Babyklappen im Netz:

SterniPark e.V.: www.sternipark.de

Mamis in Not: www.mamis-in-not.de