Verena Schäffer (GRÜNE):Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Trotz der gerade sehr enthusiastischen Rede von Thomas Stotko kann man ja festhalten, dass wir uns beim Thema „Kinderfeuerwehren“ an sich schon einig sind, dass man diese entsprechend verankern und gemeinsam mit den Feuerwehren diskutieren sollte.

Es gibt aber durchaus noch andere Debatten, die man in diesem Zusammenhang führen kann, und auch Klärungsbedarf dazu. Das betrifft zum Beispiel die Kleidung und die möglichen Kosten für die Kommunen. Man muss auch darüber diskutieren, wie man das Thema „Feuerwehr“ nicht nur durch Kinderfeuerwehren weiterbringen kann, sondern wie man möglicherweise Kooperationen mit Schulen – gerade im Ganztag – schafft. – Das alles sind Fragen, über die wir noch diskutieren müssen.

Grundsätzlich aber, glaube ich, sind wir uns erst einmal einig, dass Kinderfeuerwehren durchaus sinnvoll sind. Ein Stück weit gehen wir damit auf die aktuelle Situation ein und setzen das um, was es bereits gibt, denn es gibt in Nordrhein-Westfalen ja schon Kinderfeuerwehren. Der VdF meldet, dass sich die Kinderfeuerwehren in NRW in zwei Wochen zusammenschließen werden. Das heißt, dass die Diskussion in der Landschaft bereits fortgeschritten ist. Es tut uns gut, sie auch im Landtag zu führen.

Allerdings ist der CDU-Antrag insofern etwas schwach, als man nicht sagen kann, dass den Freiwilligen Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen die Nachwuchskräfte nur aufgrund fehlender Kinderfeuerwehren ausgehen. Das wäre Quatsch. Dieser Kausalzusammenhang ist doch etwas vage. Es gibt auch keine Studien oder Belege dafür, dass es über Kinderfeuerwehren tatsächlich eine längerfristige Bindung an die Freiwilligen Feuerwehren gäbe. Das aber behaupten Sie mit Ihrem Antrag.

Eigentlich müssen wir darüber nachdenken, wo sonst noch Nachwuchs für die Freiwillige Feuerwehr generiert werden kann. Wir wollen ja nicht die Sechsjährigen zum Brändelöschen losschicken, sondern wir müssen uns fragen: Wo sind noch Zielgruppen, die wir für die Feuerwehr begeistern können?

Dabei möchte ich vor allem Dingen die Frauen als Zielgruppe ansprechen. Wir haben derzeit viel zu wenige weibliche Mitglieder bei der Freiwilligen Feuerwehr. Wir haben immer noch viel zu wenig Menschen mit Migrationshintergrund bei der Feuerwehr. Die interkulturelle Öffnung bei der Feuerwehr hat so noch nicht stattgefunden. – Ich weiß, dass sich die Jugendfeuerwehren durchaus mit Diversity beschäftigen und überlegen, wie sie sich für mehr Menschen öffnen können. Das muss auch die Freiwillige Feuerwehr leisten. Darüber können wir noch Nachwuchs generieren.

Nachwuchs für die Berufsfeuerwehren schaffen wir nicht dadurch, dass wir Kinderfeuerwehren einrichten, sondern dadurch, dass wir bei den Berufsfeuerwehren Perspektiven eröffnen. Das hatte ich gestern schon in meiner Haushaltsrede ausgeführt.

(Beifall von den GRÜNEN)

Nichtsdestotrotz – auch das fehlt in Ihrem Antrag, obwohl Sie es gerade in Ihrer Rede gesagt haben, Frau Korte – macht die Jugendfeuerwehr natürlich eine gute Jugendarbeit und ist ein wichtiger Akteur in der allgemeinen Jugendarbeit. Kinder- und Jugendfeuerwehren können natürlich Kinder und Jugendliche an ehrenamtliches Engagement heranführen und dabei vielleicht ihre Eltern und andere Bezugspersonen mitnehmen. Es geht um die Förderung sozialer Kompetenz, um Teamgeist und die Wertschätzung von Vielfalt. Dabei sind die Jugendfeuerwehren auch ein wichtiger Bündnispartner bei der Förderung von Demokratie und Toleranz.

Also geht es nicht so sehr nur darum, Kinderfeuerwehren zu schaffen, um damit Nachwuchssorgen zu mildern, sondern es geht darum, die Arbeit der Kinder- und Jugendwehren als Wert an sich im Sinne der Jugendarbeit zu begreifen.

Insofern bin ich auf die Diskussionen im Ausschuss gespannt. Wir werden sowieso noch über das Feuerschutzhilfegesetz breiter debattieren müssen. Ich glaube, dass wir die Diskussion über die Kinderfeuerwehr in eine Debatte darüber einrahmen müssen, wie es mit der Feuerwehr insgesamt weitergeht, wie wir mehr Nachwuchs gewinnen, wie wir das Ehrenamt stärken können. Es muss aber auch um die Frage gehen: Wie können wir sichere Perspektiven bei den Berufsfeuerwehren schaffen? – Vielen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN – Vereinzelt Beifall von der SPD)