Wir wollen unseren Beitrag zur Aufarbeitung der Gewalt und Verbrechen der deutschen Kolonialherrschaft leisten. Als Hauptausschuss des Landtags NRW beschäftigen wir uns aktuell intensiv mit dem deutschen Kolonialismus im heutigen Namibia.

Ab den 1840er Jahren trafen Missionare der Rheinischen Missionsgesellschaft in Namibia ein. Nach massiven Gewalttaten der deutschen Soldaten wurde das heutige Namibia 1894 zur deutschen Kolonie „Deutsch Südwestafrika“. Das brutale Vorgehen gegen die Bevölkerung ist unvorstellbar. In der Zeit von 1904 bis 1908 wurden etwa 100.00 Herero und Nama getötet. Männer, Frauen und Kinder mussten in Konzentrations- und Arbeitslagern arbeiten. Das Land wurde enteignet und an deutsche Siedler verteilt. Schädel und Gebeine wurden mit nach Deutschland genommen. Erst vor wenigen Jahren wurde der Völkermord an den Herero und Nama anerkannt.

Bei der Aufarbeitung der Verbrechen in den deutschen Kolonien gibt es noch viel zu tun, ebenso bei der Aufgabe, ein kollektives Bewusstsein für diesen grausamen Teil der deutschen Geschichte zu schaffen. Politisch stehen neben der Frage von finanziellen Leistungen an Namibia auch die Rückgabe von Kulturgütern und von menschlichen Gebeinen im Vordergrund. Dazu haben wir in dieser Woche einige Gespräche in Berlin geführt – mit der Botschaft der Republik Namibia sowie mit Referent*innen des Auswärtigen Amtes und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Im Humboldtforum in Berlin ist das Foto einer Stoffpuppe ausgestellt, ihr wurde der Name Uaţunua (in Otjiherero: „berührt“) gegeben. Den Namen bekam sie, weil sie nicht nur durch viele Hände ging, sondern auch weil sie auf die (sexualisierte) Gewalt der deutschen Kolonialherren gegen die Herero-Frauen aufmerksam machen soll. Die Puppe selbst wurde 2023 zusammen mit 22 anderen Artefakten an Namibia zurückgegeben. Die Artefakte wurden von den deutschen Kolonialherren geraubt und sie stehen für die vielen Millionen Objekte, die sich immer noch in Deutschland befinden.

Wir werden uns in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin mit der deutschen Kolonialvergangenheit auseinandersetzen – und einen Blick in Vergangenheit und Zukunft werfen.