Antrag der „AfD“-Fraktion zur Aufnahme minderjähriger Schutz Suchender

Zur Aufnahme minderjähriger Schutz Suchender

Rede zum Antrag der „AfD“-Fraktion zur Aufnahme minderjähriger Schutz Suchender

Verena Schäffer (GRÜNE): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Der hier vorliegende Antrag ist mal wieder ein typischer Antrag der AfD-Fraktion. Er zeigt, wofür die AfD steht, und zwar für nationalistische Abschottung statt einer Flüchtlingspolitik, die sich an Humanität und Menschenrechten orientiert.

(Beifall von Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE] und Regina Kopp-Herr [SPD])

Die Lage in den griechischen Flüchtlingslagern ist schon seit Langem katastrophal, auch ohne Coronakrise. Eine ausreichende medizinische Versorgung der Geflüchteten in den griechischen Lagern war schon vor Corona nicht gegeben. Jetzt kommt die Gefahr durch dieses Virus noch hinzu.

Während wir in Deutschland über Hygieneregeln reden, wie regelmäßiges und gründliches Händewaschen oder Abstandhalten, um das Infektionsrisiko zu senken, besteht dazu in diesen Camps überhaupt keine Möglichkeit. Es gibt keine ausreichende Versorgung mit fließendem Wasser – ganz abgesehen davon, dass man diesen überfüllten Camps überhaupt nicht richtig Abstand halten kann.

Wir Grüne haben schon seit Langem auf diese Probleme in den Lagern hingewiesen. Ich will noch einmal betonen, dass diese wirklich katastrophalen Zustände mehrere Gruppen besonders schutzbedürftiger Menschen betreffen: schwangere Frauen, Menschen mit Behinderung und über 5.300 unbegleitete Minderjährige.

Es gibt den Beschluss der Großen Koalition, insgesamt 1.000 bis 1.500 unbegleitete Minderjährige aus diesen griechischen Flüchtlingslagern aufzunehmen. Das bleibt hinter unseren Erwartungen und auch hinter den Erwartungen, die viele Organisationen – von Kirchen bis hin zu Flüchtlingsorganisationen – geäußert haben, zurück.

Die Hilfs- und Aufnahmebereitschaft der Kommunen in Nordrhein-Westfalen ist aus meiner Sicht auch wesentlich größer als das, was die Große Koalition in Berlin beschlossen hat.

Aber immerhin: Vor einer Woche sind die ersten 47 Minderjährigen in Deutschland gelandet. Ich muss Ihnen jedoch ehrlich sagen, dass mich der AfD-Antrag an dieser Stelle einfach nur fassungslos macht. Da kann ich mich Ibo Yetim wirklich anschließen. Davon zu sprechen, dass die Öffentlichkeit getäuscht worden sei, weil keine – Zitat – „kleinen, hilfsbedürftigen Mädchen“ gekommen seien, sondern zu einem Großteil Jungen … Ich muss Ihnen ganz klar sagen, dass Kinderrechte sowohl für Mädchen als auch für Jungen gelten und auch Jungen schutzbedürftig sein können.

(Beifall von den GRÜNEN, der CDU, der SPD und der FDP)

Wir wollen, dass diese Kinder eine Zukunft bekommen. Wir Grüne haben im März 2020 einen Antrag in den Landtag eingebracht, der hier leider keine Mehrheit gefunden hat. Natürlich bleiben wir aber bei unseren Forderungen, die wir darin aufgestellt haben. Aus unserer Sicht muss es ein bundesweites Aufnahmeprogramm geben, und es muss ein bestimmtes Kontingent vornehmlich für unbegleitete minderjährige Schutzbedürftige, aber auch für weitere schutzbedürftige Personengruppen aus Griechenland in NRW geben.

Der Antrag der AfD-Fraktion ist, ehrlich gesagt, einfach nur schäbig. Wir reden über Kinder. Dass Sie noch nicht einmal Kindern eine Chance geben wollen, der katastrophalen Situation in den Flüchtlingslagern zu entkommen,

(Christian Loose [AfD]: 700 Kinder sterben täglich an dreckigem Wasser!)

zeigt für mich die völlige Empathielosigkeit dieser AfD-Fraktion.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Sie können noch nicht einmal gegenüber diesen Menschen – noch einmal: wir reden hier über Kinder –, die am allerwenigsten für ihre Situation können, Empathie zeigen. Ich meine, wir sind oft fassungslos über Ihre Anträge. Aber das hier übersteigt wirklich einiges. – Danke.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Zum Antrag der „AfD“-Fraktion zur Abschiebepolitik

Zu Abschiebepolitik

Rede zum Antrag der „AfD“-Fraktion zur Abschiebepolitik

Verena Schäffer (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich nur anschließen: Die 30. Rede war wirklich gut. Dafür auch von meiner Seite vielen Dank.

(Vereinzelt Beifall von der SPD)

Zum Antrag der AfD ist jetzt schon viel gesagt worden. Ich möchte trotzdem darauf hinweisen, dass die Intention dieses Antrags sehr eindeutig ist: Es geht darum, dass Sie geflüchtete Menschen abschieben wollen. Sie wollen die Abschiebungszahlen deutlich erhöhen und zeichnen in diesem Antrag ein völlig überzogenes Bild der Probleme bei der Durchführung von Abschiebungen.

Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen – auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Fakt ist, dass die Zahl der Abschiebungen nach wie vor stabil ist. Fakt ist auch, dass NRW bei den freiwilligen Ausreisen an erster Stelle liegt.

Ich finde es aber auch wichtig, einen weiteren Fakt anzuführen, nämlich dass viele Personen wirklich zu Recht aus humanitären Gründen nicht abgeschoben werden können bzw. dürfen. Das unterschlägt die AfD hier ganz klar, und es scheint ihr – das kennen wir ja – nicht wirklich wichtig zu sein.

Ich möchte gerne meine Rede nutzen, um auf die Schutzquoten hinzuweisen, aus denen hervorgeht, dass Menschen bei uns Schutz vor Verfolgung und Krieg suchen. Die bereinigten Schutzquoten liegen zum Beispiel für Syrien insgesamt bei fast 100 %, für Nigeria bei 15 %, für den Irak bei 53 %, für die Türkei bei 51 %, für Afghanistan bei 63 %, für Somalia bei 67 % und für Eritrea sogar bei 90 %.

Diese Schutzquoten fast aller Hauptherkunftsländer belegen eindeutig, dass es einen erheblichen Schutzbedarf gibt; die Praxis wird trotzdem zunehmend restriktiv.

Deswegen will ich deutlich formulieren: Wir Grüne wollen, dass Menschen, die aufgrund von Krieg, Verfolgung und Vertreibung Schutz suchen, diesen auch bekommen. Das unterscheidet uns ganz eindeutig von der AfD. Für uns ist das ein Gebot der Humanität.

Woran wir als Grüne weiter arbeiten wollen und was wir brauchen, sind faire, schnelle und gute Asylentscheidungen. Wir brauchen bessere Einwanderungsmöglichkeiten. Wir brauchen eine schnellere Integration von Geflüchteten. Wir brauchen die Eingliederung in Arbeit und Ausbildung.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten; ich glaube, das wäre wirklich wichtig. Anträge wie diesen von der AfD brauchen wir in der Debatte sicherlich nicht. – Herzlichen Dank.

(Beifall von den GRÜNEN und Heike Wermer [CDU])

NRW muss Witten weiter bei der Integration unterstützen

Unterstützung bei Integration

Meine Pressemitteilung mit der Aufforderung an das Land NRW meine Heimatstadt Witten weiter bei der Integration zuunterstützen

Das Land NRW plant im aktuellen Haushaltsentwurf für das Jahr 2020 die vollständige Streichung der Landesmittel für Integrationsmaßnahmen für die nordrhein-westfälischen Kommunen. Für das Jahr 2019 erhält Witten noch 2,3 Millionen Euro aus der Integrationspauschale des Landes. Diese sollen für das Jahr 2020 ersatzlos entfallen.

Dazu erklärt Verena Schäffer, Wittener Landtagsabgeordnete und Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag NRW: „Dass der FDP-Landtagsabgeordnete Bodo Middeldorf die Weiterleitung der Integrationspauschale für das Jahr 2019 überschwänglich lobt, irritiert doch sehr. Denn trotz Rekord-Steuereinnahmen will die schwarz-gelbe Landesregierung die 151 Millionen Euro, die das Land im kommenden Jahr vom Bund für Integrationsmaßnahmen bekommt, im Landeshaushalt versickern lassen. Wir fordern die Landesregierung auf, dieses Geld vollständig an die Kommunen weiterzuleiten. Denn in den Kommunen findet die Integrationsleistung statt.

Weiterhin fordern wir Grüne im Landtag nach wie vor eine dauerhafte Übernahme der Kosten für Geduldete und eine auskömmliche Finanzierung der Unterbringung und Versorgung Geflüchteter im Asylverfahren. In beiden Fällen gilt: Die Kommunen dürfen nicht länger die Spardose dieser Landesregierung sein. Sonst bleibt die vernünftige Integrationsarbeit vor Ort auf der Strecke.“

 

Zur Gesichtsverschleierung

Verena Schäffer (GRÜNE): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Von einer Partei, die eine Frau aufgrund ihrer Herkunft entsorgen möchte, müssen wir uns, meine ich, nicht erzählen lassen, wie man a) wirklich Integration macht und wie man b) Frauenrechte stärkt. Ich glaube, dazu können Sie wenig beitragen.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD – Vereinzelt Beifall von der CDU und der FDP)

Aber es geht Ihnen ja hier gar nicht – das wird deutlich – um die Sachdebatte. In vielen Bereichen gibt es bereits heute gesetzliche Regelungen, man muss sich nur die Entscheidungen der Gerichte angucken. Wie gesagt, ich habe das Gefühl, um die Sachdebatte geht es bei diesem Gesetzentwurf eigentlich gar nicht.

Ich will noch einmal auf die Diskussion hinweisen, die wir hier am Mittwoch zum Thema „Wahlkampf“ und „Übergriffe im Wahlkampf“ geführt haben. Da habe ich schon gesagt, dass ich der Meinung bin, dass die AfD ganz maßgeblich zu der derzeitigen Polarisierung in der Gesellschaft beigetragen hat. Dieser Gesetzentwurf ist wieder ein Beleg für diese These und damit wirklich entlarvend.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Einladung Herausforderung Neosalafismus – gesamtgesellschaftliche Strategien im Umgang mit neosalafistischer Radikalisierung

Freitag, den 9. September 2016, 15-20 Uhr im Landtag NRW

Einladung Neosalafismus

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freundinnen und Freunde,

seit einigen Jahren gehört der Neosalafismus zu den am stärksten wachsenden Bewegungen unter den verfassungsfeindlichen Strömungen. Mit jedem Anschlag wird deutlich, dass der gewaltbereite Neosalafismus eine ernsthafte Bedrohung für unsere demokratische und vielfältige Gesellschaft ist.

Gerade junge Menschen fühlen sich von neosalafistischer Propaganda angesprochen. Wir müssen darauf reagieren, wenn Jugendliche in unserer Gesellschaft keinen Halt finden, keine Vorbilder erkennen, sich im Abseits der Gesellschaft fühlen und so ansprechbar für antidemokratische und gewaltbefürwortende Ideologien werden. Die Ursachen dafür sind komplex – daher brauchen wir eine gesamtgesellschaftliche Strategie im Umgang mit dem gewaltbereiten Neosalafismus, die neben repressiven Elementen vor allem präventive Maßnahmen beinhaltet.

Auf unserer Tagung werden wir zusammen mit namenhaften Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis in den Fachbereichen Jugend, Bildung, Frauen sowie Inneres und Justiz über mögliche landespolitische Handlungsoptionen diskutieren.

Anmeldung bitte per Mail bis zum 6. September 2016 an ali.bas@landtag.nrw.de.

 

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Verena Schäffer / Ali Ba? /Dagmar Hanses/ Josefine Paul / Gudrun Zentis