In politischen Diskussionen sind sich von links über bürgerlich bis konservativ bei dieser Forderung alle einig: Die Welt braucht Hebammen mehr denn je! Bis zum Jahr 2015 steht der Internationale Hebammentag, der am 5. Mai 1991 ins Leben gerufen wurde, unter diesem Motto. 

Dieses Motto ist auch als Hilferuf zu verstehen, denn die finanzielle Situation der Hebammen verschlechtert sich seit Jahren mehr und mehr. Einer der Gründe dafür  ist die steigende Haftpflichtprämie für freiberufliche Hebammen, obwohl die Fehler bei der Geburtshilfe durch Hebammen nicht zugenommen haben. Das Problem sind die hohen Regressforderungen der Krankenversicherungen von geschädigten Kindern. In 2010 stieg der Beitrag für die Haftpflichtversicherung von 2.370 auf 3.689 Euro. Bereits in zwei Monaten steht eine weitere Steigerung auf einen jährlichen Beitrag von 4.200 Euro an.

Die Folge ist, dass die Hebammen nicht nur schlecht verdienen, sondern bei Geburten auch noch draufzahlen. Deshalb haben viele bereits ihren Job an den Nagel gehängt oder planen dies – auch in NRW sind bereits Geburtshäuser und klinische Geburtsabteilungen  geschlossen worden. Damit wackelt das gesetzlich verbriefte Recht auf freie Wahl des Geburtsorts für Schwangere.

Eine gestern veröffentlichte Studie des Bundesgesundheitsministeriums, die diese Entwicklung voll bestätigt, zeigt mehr als deutlich, dass die Politik jetzt endlich handeln muss: Die Hebammenleistungen müssen aus der Reichsversicherungsordnung ins Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (SGB V) überführt und gesetzlich definiert werden. Der entsprechende Antrag der Grünen Bundestagsfraktion wurde von Schwarz-Gelb im Bundestag abgelehnt. Wenn es um ein frauenpolitisches Thema geht – sowohl die meisten Hebammen als auch Schwangere sind Frauen – sind sich eben doch nicht alle politischen Parteien einig. Und das geht in diesem Fall zulasten eines der ältesten und wichtigsten Berufsstände unserer Gesellschaft.